
Unbekannte Champagner
Champagner (dt.), eigentlich Champagne (fr.), ist Schaumwein, der in dem exakt abgegrenzten Anbaugebiet, der Champagne, und unter dem Reglement des Wirtschaftsverbandes CIVC (Comité Interprofessionnel du Vin de Champagne) produziert wird. Die Methodik geht auf den Benediktinermönch Dom Pérignon zurück, der wohl das Prinzip der Flaschengärung als erster erfolgreich eingesetzt hat, um Wein eine feine Perlage zu geben. „Champagne“ ist ein streng geschützter Begriff, der nur im Zusammenhang mit dem Schaumwein aus der Champagne verwendet werden darf. Insofern findet man im Handel keine „champagnerfarbenen“ Tischdecken mehr oder Werbung für Produkte, die kein Champagner sind. Z. B. der Werbespruch eines Elektronik-Großmarktes: Champagner bekommen, Sekt bezahlen.“
Was sind denn nun
die unbekannten Champagner-Marken?
In der Champagne mit ca. 34.500ha Weinanbaufläche gibt es ca. 250 Handelshäuser, etwa 40 Coopératives und mehr als 15.500 selbständige Winzer (Weinbauern). Bei den Handelshäusern handelt es sich zumeist um die bekannten Champagner. Hierzu gehören z.B. Moët, Heidsieck, Perrier-Jouët und Bollinger. Die großen Handelshäuser haben ursprünglich sehr viel dazu beigetragen das weltweite Ansehen des Champagner aufzubauen und somit auch kleinen Winzern Anreize gegeben, auf den verschiedenen Wegen, ihre Champagner zu vertreiben. Handelshäuser erkennt man durch die meist sehr klein aufgedruckte Buchstabenkombination NM (Négociant manipulant). Große Handelshäuser haben zwar eigene Trauben, kaufen jedoch in erheblichen Mengen von nicht selbst herstellenden Winzern zu und sind deswegen auch auf die Qualität und Zuverlässigkeit dieser externen Betriebe angewiesen. Die Handelshäuser produzieren ihre Standardqualitäten meist für den sog. Mass-Market, die höheren Qualitäten entsprechen durchaus den Geschmäckern von angesehenen Sommeliers, sind jedoch dann meist für den Endkunden auch in 3-stelligen €-Preislagen zu suchen.
Die wohl bedeutendste Gruppierung, die die sog. unbekannten Champagner herstellt sind die Récoltant manipulant (RM): Winzerbetriebe, die ausschließlich mit den eigenen Trauben arbeiten, diese selbst anbauen, dann vinifizieren und vermarkten. Die Bezeichnung RM ist kein Qualitätssiegel. Sie beschreibt nur sachlich den Hersteller des Champagners, den man gerade in Händen hält. Unter den RMs gibt es selbstverständlich solche, die mit voller Leidenschaft Ihr Handwerk ausführen und absolute Spitzenqualitäten produzieren, aber auch solche, die entweder aus Mängeln Platz und Technik oder Know How über mittlere Qualitäten nicht hinauskommen. Das im Vorhinein zu unterscheiden ist eine quasi unlösbare Aufgabe. Eine zweite Gruppe an Weinbauern, die sehr gute unbekannte Champagner herstelle können, sind die sog. Récoltant coopérateur (RC), welche zwar eigene Weinberge und Trauben besitzen, diese aber an eine Genossenschaft (Coopérative) zur weiteren Verarbeitung geben, um im Anschluss ihre eigenen Flaschen zur Vermarktung zurückzuerhalten. Obwohl RC-Winzer oft kein so gutes Ansehen bei den Kollegen und den Sommeliers geniessen, lohnt sich ein Blick hierauf trotzdem, da es unter diesen Weinbauern passionierte Profis gibt, die die Möglichkeiten der Genossenschaft perfekt nutzen, um eigene Ideen umzusetzen und herausragende Kreationen zu entwickeln.
Champagner Rebsorten
Prinzipiell dürfen in der Champagner folgende 7 Rebsorten angebaut und zur Champagner-Produktion verwendet werden: 1. Pinot Noir (Spätburgunder), 2. Pinot Meunier (Schwarzriesling), 3. Chardonnay, 4. Arbane, 5. Petit Meslier, 6. Pinot Gris Vrai (Grauburgunder) und 7. Pinot blanc (Weißburgunder). Die Rebsorten 4-7 verschwanden nach der Reblauskrise Ende des 19. Jahrhunderts, Anfang des 20. Jahrhunderts fast vollständig aus dem Portfolio der Champagnerwinzer. Am häufigsten wird mit 38,4% der Anbaufläche Pinot Noir angebaut, gefolgt von Pinot Meunier mit 33,3% der Anbaufläche. Chardonnay wird auf ca. 28,3% der Anbaufläche am dritthäufigsten angebaut. Anhand der verwendeten Rebsorten kann man durchaus erkennen, dass es kein Kriterium für einen unbekannten Champagner von hoher Qualität ist, dass er nicht die üblichen Trauben enthält, sondern, dass sich die Qualität aus den Fertigkeiten des verarbeitenden Winzers ergibt.



Wie finde ich einen sehr guten unbekannten Champagner
Wie bereits beschrieben gibt es für die eigentlich überschaubare Größe der Champagne doch einige Winzer. Die bekannten Champagnermarken der großen Handelshäuser bieten mittlere Qualität, die bedingt durch das Marketing der börsennotierten Konzerne recht hohe Preise aufrufen. Sucht man sich den ein oder anderen Winzer aus den RM- oder RC-Betrieben, so kann man vor Ort als Privatkunde für € 18-30,- pro 0,75l-Flasche geniale Qualitäten finden. Bei deutschen Importeuren kosten die gleichen Qualitäten dann ca. € 30-60,-, sofern der jeweilige Importeur keine allzu hohen Margen aufruft. Entscheidend für den Preisunterschied ist bei kundenfreundlicher Kalkulation des Importeurs nämlich bei weitem nicht die Marge, sondern der hohe Ausgangspreis der Champagner vor Ort. Allein das Traubenmaterial einer qualitativ hochwertigen Flasche Champagner kostet zwischen € 8,- und € 9,-, hinzukommen Preise für die Flasche, die besonders gefertigt sein und einem Inedruck von 3-5 bar standhalten muss, Korken nicht selten über € 1,- je Flasche, Etikett, Verpackung, Porto (ca. € 1,50 je Flasche bei großem Palettenversand, sonst eher € 3,-) sowie die deutsche Verbrauchssteuer € 1,02 je 0,75l-Flasche und 19% Mehrwertsteuer. Champagnerpreise unter € 25,- oder gar unter € 20,- wie manchmal bei Discountern angeboten, sind angesichts der Kostenstruktur als nicht seriös zu bezeichnen. Solche Flaschen enthalten sicherlich keine hochwertigen Trauben und das sind auch keine – wie manchmal durch Etikettenfarbe etc. suggeriert – Restbestände der großen Handelshäuser, sondern lediglich die in Massen bei nicht selbst verarbeitenden Winzern aufgekauften Resttrauben, die auf Grund ihrer Qualität nicht an große Handelshäuser verkauft werden konnten. Diese werden dann eingesammelt und in die großen Presshäuser der Genossenschaften gebracht, um dann nach der Verarbeitung unter eigener Marke in den Discountern vertrieben zu werden. Solche Champagner erkennt man am Etikett unter dem Kürzel ND (Négociant distributeur). Des weiteren findet man bei Discountern Champagner mit der Bezeichung MA (Marque d’acheteur): Der Großabnehmer bittet hier ein Handelshaus eine Zweitqualität seiner Champagner mit dem Etikett des Großabnehmers zu versehen. Sofern der Discounter auf die eigene Marke und damit Umetikettierung verzichtet findet man durch aus hin und wieder NM-Champagner in den Discountern, was dann jedoch wieder nur zweit- und dritt-Qualitäten des Handelshauses und eben nicht „Reste“ der Erstqualitäten sind.
Wenn man beim Champagnerkauf etwas auf den Geldbeutel achten möchte, aber dennoch herausragende Qualität haben möchte, so ist das zwar möglich, aber der einfache Weg zum Discounter oder die Standardqualität eines großen Handelshauses sind die gänzlich schlechteste Idee. Man braucht also einen passionierten Winzer mit bestem KnowHow, der nicht zu klein ist, aber auch nicht zu groß. Diese zu recherchieren ist eine echte Aufgabe. Will man direkt zu diesen Winzern, lohnt sich eine Recherche im sog. Guide d’achette, einem Champagner-Nachschlagewerk, das jährlich aktualisiert wird und Winzerbetriebe beschreibt und bewertet. Oder man begibt sich mühsam an die Internetrecherche. Dabei empfiehlt es sich zum einen, zu wissen, welche Champagnerarten man am liebsten mag, um dann in hoch eingestuften Orten, den sog. Grand-Cru-Orten zu suchen, was einem zusagt und den Betrieb am besten mit vorheriger Terminabsprache persönlich zu besuchen.
unbekannte Champagner im Test
Hier stellen wir die Top Empfehlungen aus
Wie unterscheiden sich Champagner?
Champagner unterscheiden sich nicht nur durch die enthaltenen Trauben und die die Farben weiß oder rosé, sondern auch durch den Zuckergehalt. Die ersten Champagner aus dem 17. und 18. Jahrhundert waren auf Grund der technischen Ausstattung eher sauer, die Menschen hatten jedoch mehr Vorliebe für Süßes. Deshalb wurde den Champagner Süßwei oder auch spezielle Zuckerlösungen (Liqueur) hinzugegeben, was de Zuckergehakt der Champagner oft auf deutlich über 50g/l steigerte. Heute sind Champagner mit Zuckergehalten über 12g/l in der Minderheit. Am häufigsten sind die sog. Brut mit bis zu 12g/l Restzuckergehalt, steigender Beliebtheit erfreuen sich die Extra-Brut mit einer Dosage von bis zu 6g/l. Zero-Dosage- oder Brut Nature-Champagner, die ganz ohne Dosage oder bis maximal 2g/l auskommen gehören sehr oft zu den Spezialitäten der einzelnen Winzer.
Warum gibt es trotz der roten Trauben Pinot Noir und Pinot Meunier keine roten Champagner?
Das CIVC schreibt aus Gründen der Qualitätssicherung vor, dass aus 4.000kg Trauben maximal 2.550 Liter Most gewonnen werden dürfen. Dadurch werden die Traube nur so gepresst, dass der Saft nur aus den innersten großen Zellen austritt. Die rote Farbe so wie auch verschiedene Bitterstoffe liegen jedoch direkt in und unter der Haut. Rosé-Champagner erhält man, in dem man entweder die rote Trauben vor der Pressung bis zu 72 Stunden lang einweicht (mazeriert) oder in dem man eigens dafür in der Champagne hergestellte Rotweine vor der Flaschengärung zusetzt. Beide Verfahren sind vom CIVC erlaubt.

Wie lagere ich Champagner richtig?
Bei der Lagerung sind die Faktoren Temperatur, Licht und Position entscheidend: 8-12 Grad, möglichst konstant, dunkel und liegend sollte der Champagner gelagert werden. Schwankt die Temperatur zu stark oder ist allgemein zu warm, verliert der Champagner Kohlensäure und wird „lack“. Zu viel Licht vor allem bei Leuchtstoffröhren oder LEDs lässt durch chemische Prozesse Schwefelverbindungen entstehen, die den sog. „Lichtgeschmack“ des Champagners verursachen. Eine stehende Lagerung der Flaschen führt zu Austrocknung und Schrumpfen des Korkens du damit zur Oxidation des Schaumweins, was ihm einen moderigen brot-ähnlichen Geschmack verleiht.
Die Fehler in der Lagerung bedingen oft die Enttäuschung von Laien, denen zu besonderen Anlässen teure Flaschen Champagner geschenkt wurden, welche dann über Jahre dekorativ stehend beispielsweise in der Wohnzimmervitrine gelagert wurden. Zum nächsten größeren Anlass werden diese Champagner dann mit der Familie oder Freunden geöffnet und man stellt enttäuscht fest, dass das teure Getränk gar nicht so gut sei, weil man sich über den Schaden durch die falsche Lagerung nicht bewusst ist.